In Deutschland vermied es ein jeder, in der näheren
Gesellschaft eines Henker zu sein. Anders verhielt es sich dagegen mit dem
Scharfrichter Josef Lang. Eher war man gern gesehen mit ihm. Er stammte
nicht, wie die meisten seiner Berufskollegen, aus einer
Scharfrichterfamilie. Ursprünglich betrieb Josef Lang zusammen mit seiner
Frau ein Kaffeehaus in Wien. Dadurch war er bereits sehr bekannt am Platz.
In seinem Kaffeehaus verkehrte unter anderem auch der
K&K-Scharfrichter Sellinger. Nach mehreren Gesprächen überredete der
Henker ihn schließlich, ihm bei Hinrichtungen als Assistent behilflich zu
sein. Bis zu dem Tod von Sellinger wusste niemand von der Nebentätigkeit
Lang`s. Als Sellinger starb, war das Scharfrichteramt vakant und musste
schnellstens neu besetzt werden. Nach einer öffentlichen Ausschreibung
bewarben sich zahlreiche Personen um dieses zweifelhafte Amt, darunter
auch der Scharfrichter aus Prag. Diesen wollte man aber auf keinen Fall
einstellen, da man noch sehr genau seine letzte misslungene Hinrichtung in
Gedanken hatte. Man wollte für dieses Amt einen gewissenhaften
Scharfrichter ernennen. Daher entschied man sich, dem Assistenten von
Seelinger diesen Posten anzubieten. Doch keiner im Regierungskreis wusste
seinen Namen noch seine Adresse. So kam es, dass verdeckt nach ihm
ermittelt werden musste.
Diese wirklich außergewöhnliche Art, einen
Arbeitsplatz zu besetzen, wird im Buch „Die Erinnerungen des
österreichischen Scharfrichters“ beschrieben. Josef Lang übte seinen
Beruf im Gebiet der K & K Monarchie aus, welche in dieser Zeit vom
Mittelmeer bis hinter die Grenzen von Ungarn reichte. Unter seinen Händen
starben zahlreiche verurteile Personen. Darunter der österreichische
Reichtagsabgeordnete Cesare Battisti am 12. Juli 1916 wegen Hochverrates
in Triest. Nach der Kriegerklärung von Italien an das Kaiserreich
Österreich-Ungarn wurde Cesare Battisti im Juli 1916 bei Kampfhandlungen
in der Nähe von Monte Corno in Oberitalien festgenommen.
Ihm wurde vorgeworfen, durch seine Kenntnisse als
österreichischer Abgeordneter, wichtige Hinweise für den Angriff gegen
Österreich geliefert zu haben. Das Urteil wurde von einem Kriegsgericht
in Triest gefällt und lautete: „Todesstrafe wegen Hochverrat“. Aber
auch Kinds- und Meuchelmörder fanden unter seinen Händen den Tod. Allen
Unkenrufen und Gerüchten zum Trotz starb Lang einen normalen Tod und
bereute nie, dass er zahlreiche Todesurteile vollstrecken musste.